Noxa wurde in einem kleinen Rudel normaler Polarwölfe geboren, doch sie war anders. Sie hörte Stimmen. Die Stimmen waren leise, flüsterten in einem angehnehmen Singsang, doch niemals konnte Noxa sie verstehen. Die anderen Wölfe hielten sie für verrückt, mieden sie und schlugen ihrer Mutter sogar vor sie auszustoßen. Sie sei eine dumme Laune der Natur, sie gefährde das Rudel, sie würde zur Bedrohung werden, wenn sie erwachsen war. Dies war die Meinung der restlichen Wölfe im Rudel, doch ihre Mutter brachte es nicht übers Herz sie allein zu lassen. Zwar hatte die alte Fähe ebenfalls Angst davor, was geschehen würde, wenn sie älter war, doch sie versuchte die kelien Noxa so gut es ging vor dem Rudel zu verteidigen. Trotz dieser Versuche erfuhr sie jedoch nur Misstrauen und Verachtung durch ihr Rudel. Wenn sie vorbei ging versteckten sich die Welpen hinter ihren Müttern und die Alten sahen sie mit kaltem Blick an.
Anfangs war ihr Fell strahlend weiß gewesen, doch mit der Zeit hatte es sich pechschwarz gefärbt, was das Misstrauen und die Abscheu ihr gegenüber noch verstärkte. Oft streifte sie einsam durch das Land, ihr Tränen tropften in den Weißen Schnee und schmolzen kleine Löcher hinein.
Bald verstarb auch Noxas Mutter und nun hatte die schwarze Fähe Niemanden mehr, der sie liebte.
Eines Tages, Noxa kam malwieder von einem langen Spaziergang zurück, da erwartete sie das gesamte Rudel am Lagereingang. Sie senkte unterwürfig den Kopf und wollte zwischen den Wölfen hindurch schlüpfen, um möglichst schnell den Erniedrigungen zu entkommen, die die anderen ihr immer hinterherriefen, doch sie versperrten ihr den Weg. Angst ergriff das Herz der Schwarzen. Was hätten sie jetzt schon wieder vor?
Das Alphapaar trat vor und der Alpharüde sagte mit donnernder Stimme: „Noxa! Jetzt bist du zu weit gegangen!“, er trat bei Seite und gab den Blick auf einen toten Welpen frei, erfrohren
„Du bist Schuld am Tod dieses unschuldigen Welpen! Hiermit verbanne ich dich aus dem Rudel! Jeder, der dich auf unserem Gebiet sieht hat die Anweisung dich sofort zu töten. Du hast einen Tag Zeit, um das Revier zu verlassen!“
Noxas Augen weiteten sich, sie presste ihren Schwanz an ihren Bauch, machte sich klein und legte die Ohren an. Dann drehte sie sich um und rannte, rannte um ihr Leben! Der Tag, den der Alpha ihr gegeben hatte war eine Lüge. Sofort rannten Wölfe ihres ehemaligen Rudels hinterher, um sie ein zum Schweigen zu bringen. Sie hatte das Junge nicht getötet, und das wussten sie alle, doch was blieb ihr übrig? Tief in ihrem Innersten hatte sie gewusst, dass es so kommen würde.
Die Wölfe ihres alten Rudels vielen immer weiter hinter ihr zurück, denn durch ihre langen Spaziergänge, auf denen sie auch regelmäßig gerannt war hatte sie eine ausgezeichnete Kondition.
Bald war keiner der Wölfe mehr zu sehen …
… Einige Tage später entdeckte sie ihre Fähigkeit mit den Seelen, die die Stimmen in ihrem Kopf verursachten, und der Kälte umzugehen. Sie lernte das Flüstern der Seelen zu deuten und mit ihren Fähigkeiten zu jagen und zu töten.
Seit dem streift sie durch das Eis Grönlands und sucht nach einem geeigneten Ort sich niederzulassen, als sie die Seelen fremder, vor langer Zeit im Eis erfrorener Wölfe, spürt…