Ein Wimmern drang an mein Ohr und gleich darauf, trat ein kleines Mädchen aus den Büschen. Sie war vielleicht gerademal acht Jahre alt. Mit großen, verweinten Augen sah sie mich an. Hatte sie Angst vor mir? Oder weinte sie, weil sie sich verlaufen hatte? „Ich hab mich verlaufen.“, schniefte sie, als hätte sie meine Gedanken gelesen. Ich sah sie nur aus meinen glühend roten Augen an. Der Mond trat durch ein paar Wolken und schien durch das dichte Blätterdach hindurch. Der Blick des Mädchens wurde noch größer. Anscheinend hatte sie jetzt meine Augenfarbe bemerkt. „Du hast ja ganz rote Augen!“, rief sie überrascht aus, „Bist du ein Vampir?“ Jetzt wäre es an der Zeit gewesen, sie zu töten. Kein Mensch durfte erfahren, dass Vampire existierten. Automatisch ging ich ein paar Schritte auf sie zu. Mein Ausdruck war hart. Ich verspürte nicht viel Mitleid mit diesem Wesen. Das Kind wich ängstlich zurück, stolperte über eine Wurzel und fiel hin. Tränen kullerten die zarten Wangen hinab. „Nein… ich bin kein Vampir.“, log ich und… nahm sie auf den Arm. Sie war nun mit mir auf Augenhöhe und inspizierte mein Gesicht. „A-aber du hast so rote Augen.“, widersprach sie. „Kontaktlinsen.“, meinte ich nur kurz. Das schien sie zu überzeugen. „Ich bring dich nach Hause. Sag mir einfach wohin.“, fuhr ich fort. Sie streckte den Finger aus, zog ihn dann wieder zurück und wies in eine andere Richtung. Sie war völlig orientierungslos. Ich seufzte. „Ich bring dich erstmal aus dem Wald. Dann wirst du den restlichen Weg schon wieder finden.“ Ich lief zielsicher zwischen Bäume und Büsche hindurch. Ich kannte den Weg in und auswendig. Dem Geruch der Stadt konnte ich leider nicht folgen. Der Duft des Mädchens, so verführerisch, lag in meiner Nase und ich musste mich beherrschen, sie nicht sofort zu beißen. Aber warum? Warum tat ich nicht einfach das, was in meiner Natur lag? Warum wehrte ich mich dagegen, ihr einfach meine Zähne in den Hals zu schlagen? In meinem Kopf drehte sich alles. „Wie heißt du?“, fragte das Wesen in meinen Armen und riss mich so aus meinen Gedanken. „Nenn mich einfach Ray.“, antwortete ich. „Ich heiße Layla.“, erklärte sie, „Glaubst du an Vampire?“ Darauf antwortete ich nicht. Sie stocherte auch nicht weiter nach. Den ganzen Weg zur Stadt löcherte sie mich mit Fragen. Wo wohnst du? Was sind deine Lieblingstiere? Bist du oft im Wald? Lieblingsfarbe? Lieblingseissorte? Usw. Auf die Hälfte der Fragen gab ich ihr keine Antwort. „Da vorn wohne ich.“, sprach sie nach der gefühlt hundertsten Frage, „Sehen wir uns bald wieder?“ Ich setzte sie ab und schüttelte langsam den Kopf. „Ich glaube nicht, dass wir uns so bald wiedersehen werden.“, erwiderte ich. Traurig ließ sie den Kopf hängen. „Schade. Aber ich hoffe es trotzdem.“ Danach drehte sie sich um und rannte den restlichen Weg zu dem kleinen Häuschen. An der Tür winkte sie mir noch einmal. Als diese sich öffnete, trat die Mutter hinaus. Sorge lag in ihrem Blick, als sie ihre Tochter umarmte. „Wo warst du nur?“, fragte sie. „Ich hab mich im Wald verlaufen. Aber Ray hat mich nach Hause gebracht.“, erklärte die Kleine und zeigte in meine Richtung. Doch noch bevor sie das getan hatte, war ich in die nächste Gasse verschwunden.
das dürfte ich eigentlich ohne eine Buchvorlage geschrieben haben^^
Kapitel 1: Geheimnisvoller Fremder
Weit streckte er seine Arme von sich, als würde er große Flügel ausbreiten. Er bildete sich ein, das Rascheln der Federn zu hören, wenn der Wind hindurch blies. Doch da war kein Rascheln, keine Federn und keine Flügel. Und doch spürte er diesen Drang. Einen Drang, weil er es einfach gewohnt war, an einer Klippe zu stehen und zu springen. Doch diesmal war es nicht so wie sonst. Hier war nur ein tiefer Abgrund, in den er fallen würde. Ein Abgrund, der nicht zu enden schien. Seine Schritte hallten in der Stille wieder, als er sich dem Rand näherte. Nur wenige Zentimeter war er noch entfernt. Noch ein Stück weiter streckte er seine Arme, lauschte der Stille … und ließ sich einfach fallen. Tiefer und tiefer hinab in die Finsternis. Während er fiel, schloss er die Augen und genoss das Gefühl der Freiheit…
Lex rannte durch die belebten Straßen der Stadt. Wendig wie eine Schlange bahnte er sich einen Weg durch die Leute, wich Kindern und schimpfenden Alten aus und sprang über eine Ziege, die wahrscheinlich aus ihrem Stall ausgebrochen war. „Bleib stehen!“, hörte er es hinter sich rufen, doch dachte er nicht im Geringsten daran, stehen zu bleiben. Fragend sahen die Leute ihn an, als er an ihnen vorbeiraste, die Wachen dicht auf den Fersen. Was war so schlimm daran, wenn man auf dem Markt mal zwei, drei Äpfel mitgehen ließ? Na gut, vielleicht ist es beim ersten oder zweiten Mal nicht so tragisch, aber Lex hatte das nun schon zum zwölften Mal gemacht. „Bleib stehen, verdammter Bengel!“, rief wieder einer der beiden Wachen. Hättest du wohl gern, dachte Lex und bog in eine enge Gasse. Für wenige Augenblicke wurde er langsamer und begutachtete die Hindernisse, die hier auf ihn warteten: Fässer, Misthaufen, große und kleine Kisten. Grinsend und mit der Gewissheit, dass die Wachen ihm hier nicht so schnell folgen konnten wurde Lex wieder schneller. Mit einem Satz sprang er über einem Misthaufen hinweg, hechtete über eine Reihe von Fässern, hinter denen er sich abrollte und wieder aufsprang und kletterte schließlich auf eine der großen Kisten, wo er erstmal verharrte und nach seinen Verfolgern Ausschau hielt. Die waren nicht sehr weit gekommen. Mit ihren Lanzen und Rüstungen waren sie natürlich nicht so flink und beweglich wie Lex, also waren sie schon vor dem Misthaufen stehen geblieben und sahen mit finsteren Blicken zu ihm auf. Provokant zog Lex einen der feuerroten Äpfel aus seiner Tasche, rieb ihn an seinem Hemd und biss dann herzhaft hinein. „Warte nur, bis wir dich erwischen!“, drohte einer der Wachen. Seine Hand war fest um seine Lanze gelegt, sodass seine Knöchel schon ganz weiß aussahen. Mürrisch zogen sie ab und Lex setzte sich zufrieden auf die Kiste und aß den Rest des Apfels. Als Waisenkind hatte man es schon ziemlich schwer. Wobei diese Bezeichnung nicht mehr so richtig auf Lex zutraf. Er war mittlerweile siebzehn und somit kein Kind mehr. Seine Mutter starb bei seiner Geburt und sein Vater zog mit Blake, Lex‘ älteren Bruder, in den Krieg. Von seinem Vater wusste er, dass er im Kampf gefallen ist, doch Blake wurde nie gefunden. Lex fragte sich immer, wo er sein würde und warum er nicht zurück kam, doch niemand konnte ihm eine Antwort geben. Seufzend rutschte er über den Rand der Kiste und verließ die Gasse. Seltsamerweise wusste er nicht, in welchem Stadtteil er war, obwohl er diese wie seine Hosentasche kannte. Die Straße war finster, als würde die Sonne hier nie scheinen. Kein Mensch war zu sehen, nicht einmal eine Ratte huschte an den Hausmauern entlang. Ein kalter Wind zog zwischen den Gebäuden hindurch und ließ Lex frösteln. Sein Verstand sagte ihm, dass er umdrehen sollte, doch seine Neugier trieb ihn weiter. Vorsichtig, einen Schritt nach dem anderen, lief er über die dunkelgrauen Pflastersteine. „Hey Junge!“, ertönte eine Stimme und als Lex herumfuhr, stand plötzlich ein älterer Mann vor ihm. Unwillkürlich machte er einen Sprung rückwärts. Er traute Fremden nicht, und schon gar nicht heute. Vielleicht war er ein Komplize der Wachen, die ihn fangen wollten. Doch der Mann war ungewöhnlich schnell. Überraschend schnellte sein Arm vor und seine Handfläche stieß gegen Lex‘ Brust. Ein stechender Schmerz durchfuhr Lex‘ Körper, ausgehend von der Stelle, an der er berührt wurde. Er taumelte zurück und fiel zu Boden, eine Hand auf die Brust gepresst. „Was war das?“, fragte er keuchend und sah zu dem Fremden auf. „Mein Name ist Hole.“, stellte dieser sich stattdessen vor und zeigte Lex seine Handfläche. Eine Art Mal war darauf zu sehen, in Form eines Flügels. Lex hatte kurz das Gefühl, dass es aufgeleuchtet hatte, als es auf ihn gedrückt wurde. „Was war das?“, fragte er erneut, doch Hole antwortete nicht. Er beugte sich zu ihm runter, schnippte ihm gegen die Stirn und lächelte. Eine ungeheure Müdigkeit überfiel Lex, sein Körper und seine Augenlider wurden schwer und das Letzte, was er sah, bevor alles schwarz wurde, war, dass der Alte aufstand und davonging.
Allmählich kam Lex zu sich und öffnete die Augen. Er griff mit einer Hand an seinen brummenden Kopf. Wo war er? und was war passiert? Langsam setzte er sich auf und sah sich um. Es war dunkel geworden und als er die düstere Straße wiedererkannte, fiel ihm wieder ein, was passiert war. Dieser Alte! Moment… Kann es sein, dass er doch nicht mehr in dieser Straße war? Einige Leute liefen an ihm vorbei, hatten aber keinen Blick für ihn übrig. Sie zogen einfach vorüber als wäre er Luft. Verdutzt starrte er die Menschen an. War er etwa unsichtbar? Zur Überprüfung streckte er einen Arm aus und berührte das Bein einer Frau, die gerade vorbeikam. Diese sah finster zu ihm runter und schlug auf seine Hand, die er erschrocken zurückzog. „Tut mir Leid.“, entschuldigte er sich schnell, sprang auf und eilte den Weg entlang. Was zum Teufel hatte der Alte mit ihm gemacht? Warum war dieser Schmerz durch ihn gefahren wie ein Blitz? Lex rannte los, auf der Suche nach Hole, wusste aber nicht, wo er nach ihm suchen sollte. Er war genauso schnell verschwunden, wie er aufgetaucht war. Die Gedanken rasten nur so in seinem Kopf. Wo war der Fremde? Was hatte er mit ihm gemacht? Lex war so durcheinander, dass er das Mädchen vor ihm erst bemerkte, als er gegen sie stieß. Überrascht stolperte sie nach vorn, verlor das Gleichgewicht und fiel hin. „Verdammt.“, fluchte sie, als sie sich aufrappelte und das Loch in ihrer Hose betrachtete. „Tut mir Leid.“, entschuldigte Lex sich heute schon zum zweiten Mal. „Schon gut. Ist nicht weiter tragisch.“, meinte sie und sah ihn an. Lex musterte sie kurz. Sie hatte leicht gelocktes, braunes Haar, das ihr bis zur Mitte des Rückens reichte und strahlend grüne Augen. Lex dagegen hatte ebenfalls braunes Haar, jedoch nicht so lang und seine Augen waren so grau wie der Himmel an Regentagen. „Ähm…ich bin Lex.“, stellte er sich vor, als er ihren Blick bemerkte. Sie schien es nicht zu mögen, so gemustert zu werden. „Mein Name ist Velia.“, erklärte sie, lächelte leicht und reichte ihm ihre Hand. Lex griff zu und erwiderte ihr Lächeln. „Was hast du da an der Hand?“, fragte sie und drehte seine Handfläche so ins Licht, dass man sie gut sah. Lex schrak zurück. Auf ihr war ein Mal in Form eines Flügels! Moment…Wo hatte er das schon einmal gesehen? ...Der Alte! „Was ist das?“, wollte Velia wissen, doch Lex konnte ihr darauf keine Antwort geben. „Ich muss los.“, meinte er stattdessen nur und rannte davon. So lang, bis er die dichten Häuserreihen hinter sich ließ und an einen Bach kam, der außerhalb der Stadt floss. Ruhig wie jeden Tag bahnte er sich seinen Weg durch das Feld. Der Mond spiegelte sich im Wasser und warf sein blasses Licht auf Lex, der sich ans Ufer kniete. Verzweifelt versuchte er, den Flügel wegzuwaschen, doch das Mal verschwand einfach nicht. Es verblasste nicht einmal! „Geh schon weg!“, fluchte er, doch das half alles nichts. „Das wirst du nicht mehr los.“, ertönte eine Stimme ihm gegenüber und Lex bemerkte auch erst jetzt das Spiegelbild im Wasser. Überrascht sah er auf und blickte in das Gesicht eines jungen Mannes, der vielleicht zwei Jahre älter war als er selbst. Er hatte schwarzes wuscheliges Haar und, soweit Lex es erkennen konnte, blaue Augen. „Ich bin Joker.“, erklärte er und hob seine Hand. Im ersten Moment wollte Lex fragen, woher er denn so einen Namen hatte, doch dann bemerkte er, dass auch Joker einen Flügel auf der Handfläche hatte. Noch so einer! „Was ist das für ein Mal! Und warum geht es nicht weg?“, platzte er heraus. „Keine Sorge. Das ist nichts Schlimmes.“, beruhigte Joker ihn und lächelte, „Wie soll ich sagen? Du wurdest auserwählt.“ Lex starrte ihn ungläubig an: „Auserwählt?“ „Du gehörst nun zum Orden des Flügels und besitzt die Kraft eines Vogels. Los! Versuch dich zu verwandeln!“, meinte Joker und grinste plötzlich ganz aufgeregt. Aber Lex starrte ihn nur weiter an. Wovon redete er da? Er musste vollkommen Irre sein! Dachte er wirklich, dass Lex ihm das mit der „Kraft eines Vogels“ abkaufte? „Hm. Du weißt wohl noch nicht, wie du das alles anstellst. Bist ja schließlich neu.“, sprach Joker seelenruhig weiter und stand auf. „Sieh gut zu.“, sprach er, streckte die Arme von sich und stieß einen Schrei aus, der sich sehr nach einem Raubvogel anhörte. Ein leichtes Leuchten umschloss seinen gesamten Körper und er begann sich zu verwandeln! Aus jeder Zelle seiner Haut sprossen braun-weiße Federn, seine Arme wurden zu Flügeln, seine Beine zu Klauen mit scharfen Krallen. Nase und Mund wurden zu einem spitzen Schnabel, seine Augen veränderten ihre Farbe und ihm Wuchs ein Schweif. Vor Lex, am anderen Ufer des Baches, saß ein Mäusebussard, genau da, wo Joker gerade noch stand. „Tadaa.“, sprach der Vogel mit Jokers Stimme. Lex klappte die Kinnlade runter. Vor seinen Augen hatte sich gerade ein Mensch in einen Raubvogel verwandelt! „Unglaublich.“, hauchte er und musterte ihn mit einer Mischung aus Entsetzen, Erstaunen und Neugier. „Das kannst du auch.“, erklärte Joker und nickte zustimmend. Nun war Lex vollauf begeistert. Irgendwie war das zwar unheimlich, aber wenn er sich wirklich verwandeln konnte, dann standen ihm so viele neue Möglichkeiten offen. Vor allem wollte er schon sein Leben lang wissen, wie es sich anfühlte zu fliegen. „Ich werde es versuchen.“, beschloss er und stand auf. Jokers Augen weiteten sich freudig. „Dann mach das, was ich gemacht habe.“, erklärte er. „Aber du hast wie ein Mäusebussard geschrien. Woher soll ich wissen, welcher Vogel ich bin? Und wie soll ich dieses Geräusch machen?“, fragte Lex verwirrt. Das schien Joker nicht bedacht zu haben. Nachdenklich blickte er ins Wasser, spreizte die Flügel ein wenig und legte sie dann wieder Flach an den Körper. „Versuchs einfach. Vielleicht kommt es ja ganz von selbst.“, meinte der Vogel und sah wieder zu Lex auf. Dieser zuckte nur mit den Achseln und streckte seine Arme aus, so, wie es Joker eben gemacht hatte. Er versuchte einfach Mal ein paar Vogelrufe aus, die er so kannte: Falke, Amsel, Eichelhäher, Kuckuck, Spatz. Nichts davon funktionierte. „So wird das nie was.“, behauptete Joker, „Wir können nicht einfach wild durcheinander rufen. Wir sollten uns Gruppenweise vorantasten. Erstmal fangen wir mit den Raubvögeln an, können aber Steinadler, Rotmilan, Wanderfalke, Habicht und Mäusebussard schon weglassen.“ „Warum?“, wollte Lex wissen. Gegen einen Steinadler hätte er nichts gehabt. „Weil die schon vertreten sind.“, erwiderte sein Gegenüber. „Das heißt, es gibt noch mehr?“, platzte es aus ihm heraus. Joker nickte: „Natürlich gibt es noch mehr oder glaubst du, der Orden des Flügels besteht nur aus dir und mir? Unser Anführer Ron ist ein Steinadler, sein Vertreter Hole ist ein Rotmilan, Samira ist…“ „Moment mal!“, unterbrach Lex ihn, „Hole? Der alte Mann?“ „Ist doch jetzt egal. Mach weiter, sonst sind wir noch die ganze Nacht beschäftigt.“, sprach Joker ohne auf die Unterbrechung zu achten. Er verwandelte sich zurück und legte sich auf die Seite, den Kopf auf eine Hand gestützt. Lex ließ es erstmal gut sein und probierte alle möglichen Raubvögel durch, die sein neuer Freund – jedenfalls dachte er, dass Joker jetzt sein Freund wäre – ihm vormachte. Bis Mitternacht hatten sie die Raubvögel und die Singvögel durchprobiert und nahmen sich dann die Eulen vor. Joker erklärte ihm, dass sie da den Steinkauz weglassen konnten, da dieser auch schon vertreten war. Das Schwierige an den Eulen war, das sie alle einen ziemlich ähnlichen Ruf hatten. Als sie nach dem Uhu zur Schleiereule kamen, passierte es. Ein leichtes Leuchten umgab Lex und er begann sich, genauso wie Joker zu verwandeln, doch seine Federn waren nicht braun-weiß, sondern eher Cremefarben-weiß. „Wow!“, rief Lex erstaunt, als er sein Spiegelbild im Wasser betrachtete. „Du hast es geschafft. Schleiereule also.“, stellte Joker fest, „Komm mit!“ Er breitete seine Flügel aus, schlug ein paar Mal kräftig mit ihnen und erhob sich in die Luft. Wartend kreiste er über Lex und sah nach unten. „Worauf wartest du noch?“, fragte er. „Ich hab keine Ahnung wie ich das anstellen soll!“, antwortete Lex und musterte seine Flügel. „Auch das noch.“, hörte er Joker seufzen und sah zu, wie er elegant landete. Beide verwandelten sich zurück und Lex folgte ihm in den Wald Richtung Berge. Kapitel 2: Flugstunden
„Wo gehen wir hin?“, fragte Lex, als sie gefühlte zehn Minuten durch den Wald liefen. Abseits vom Weg standen die Bäume dicht beieinander und in der Dunkelheit konnte man kaum sehen, wohin man lief. Dreimal war Lex schon fast gegen einen der dicken Stämme geknallt. Joker hingegen schien sich hier richtig gut auszukennen, da er jedem Baum auswich, als würde er am helllichten Tag hier herumlaufen. „Wir gehen da hin, wo ich das Fliegen gelernt habe.“, erklärte Joker. Lex fragte nicht weiter. Irgendwie war er richtig aufgeregt, aber andererseits war es mitten in der Nacht und er war hundemüde. Weiter und weiter führte Joker ihn durch die Finsternis. Weiter und weiter vorbei an Bäumen, die alle gleich aussahen. Lex‘ Beine wurden langsam schwer, ebenso seine Augenlider. „Hier schlagen wir unser Nachtlager auf.“, unterbrach Joker das Schweigen nach einer Ewigkeit und blieb am Waldrand stehen. Hier standen die Bäume nicht mehr so dicht und das Mondlicht konnte wieder hindurch scheinen. Sofort nachdem Joker das sagte, ließ sich Lex an einer Eiche nieder und lehnte den Kopf an einen Stamm. Joker lachte. „Du bist wohl noch nie so lang am Stück gelaufen, was?“, meinte er, doch Lex kümmerte sich nicht mehr um ihn. Er gab es auf zu versuchen, wach zu bleiben. Es dauerte gar nicht lang und er sank in einen tiefen Schlaf.
Joker wartete, bis Lex eingeschlafen war und stand vom Feuer auf, das er zum Schutz vor wilden Tieren entzündet hatte. Was hatte er sich dabei gedacht, Lex selbst das Fliegen beizubringen? Der wird in die Tiefe stürzen und Hole wird mich hinterherwerfen, wenn er das erfährt, dachte Joker und lief ein Stück von ihrem Nachtlager weg. Mit einem leisen Schrei verwandelte er sich, breitete die Flügel aus und flog los, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Er war gar nicht so müde. Immerhin war er es gewohnt, tagelang in Rons Auftrag umherzufliegen. Im Orden des Flügels war Joker sowas wie der Botschafter und Spion. Er segelte in entfernte Orte und kundschaftete, was sich neues tat. Vielleicht will ja auch Ron selbst ihm das Fliegen beibringen. Mal sehen, ob er überhaupt da ist, überlegte er. In Nächten wie diesen, wenn sich Wolken vor den Mond schoben, wünschte Joker sich, er wäre eine Eule geworden. Eulen konnten im Dunkeln einfach viel besser sehen. Nach Jokers Berechnungen, würde er wieder zurückkommen, bevor die Sonne aufging – vorausgesetzt er fand Ron oder Hole schnell. Immer wieder glücklich darüber, dass er die Freiheit des Fliegens spüren konnte, segelte er dahin, schoss über die Baumkronen hinweg, stieg hoch in den Himmel und ließ sich wieder hinab fallen. Er flog über die Stadt hinweg, in der Lex einer des Ordens wurde, bis in den Wald dahinter. Da war es: Das Hauptquartier. Eine alte Villa, in der alle Mitglieder Platz zum Schlafen hatten. Der Speisesaal wurde nicht nur für die Essenszeiten verwendet, sondern diente auch als Versammlungsraum. Auf dem Dach des Hauses wurde eine Art Aussichtsplattform gebaut, in der immer mal ein Vogel saß. Zu Jokers Bedauern saß heute ein pechschwarzer Rabe da oben, der, als er Joker entdeckte, sofort auf ihn zuflog. „Sieh an, wer wieder da ist!“, krächzte er mit seiner Rabenstimme, „Hast dich ja lang nicht mehr blicken lassen!“ Aaron…wie ich ihn hasse, dachte Joker. „Du weißt doch, dass Ron mich gern auf Missionen schickt.“, antwortete er und entdeckte in Aarons Augen eine Spur von Wut und Eifersucht, „Dir scheint er irgendwie nicht so recht zuzutrauen, dass du sowas packen könntest. Oder kannst du nächtelang durchfliegen?“ Der Blick des Raben wurde finster und mit den Krallen voraus stürzte er sich auf den viel größeren Mäusebussard. Der schlug natürlich zurück. Als ein Knäul aus Krallen, Schnäbel und Federn kämpften die beiden im Flug, mussten immer mal auseinander um mit den Flügeln zu schlagen, damit sie nicht zu Boden fielen und gingen dann wieder aufeinander los. Das ging so lang, bis starke Klauen Jokers Flügelansätze umfassten, von Aaron wegzerrten und ein Stück durch die Luft warfen. Hole, in seiner Gestalt als Rotmilan, war zwischen die beiden gegangen und sah sie nun abwechselnd an. „Was soll der Mist?“, fuhr er die Streithähne an und Joker hörte den Ärger aus seiner Stimme heraus. „Er hat angefangen!“, protestierte Aaron. Und damit hatte er auch irgendwie recht. Joker musste ihn ja unbedingt provozieren… „Stimmt das?“, fragte Hole und blickte Joker fordernd an. Der nickte nur. Der Vertreter des Ordens gab Aaron mit einem Kopfnicken das Zeichen, dass er gehen konnte. Der Rabe warf seinem persönlichen Feind einen triumphierenden Blick zu und flog davon. „Wie immer könnt ihr euch nicht beherrschen.“, seufzte Hole. „Ich brauch deine Hilfe mit dem Neuen.“, wechselte Joker das Thema, „Ich wollte ihm erst selbst das Fliegen beibringen, aber das geht bestimmt schief.“ Entsetzt sah der Rotmilan zu ihm: „Das geht garantiert schief!“ Na danke…, dachte Joker. Hole schien seine Gedanken gelesen zu haben, denn er begann zu lachen. „Dann mal los.“, entschied der Stellvertreter, „Wo ist Lex?“ „Am Rand der Berge. Da hab ich auch das Fliegen gelernt.“, erklärte Joker. „Dass du da das Fliegen gelernt hast, brauchst du nicht zu erwähnen. Schließlich hab ich’s dir beigebracht.“, meinte Hole und die beiden flogen los.
Als Lex aufwachte, stand neben Joker ein alter Mann. Gähnend setzte der Junge sich auf, rieb sich über die Augen … und da erkannte er ihn: Der Alte! Der Alte, der ihn zu dem gemacht hatte, was er nun war! „Du!“, stieß er aus und sprang auf die Füße. „Sei gegrüßt, mein junger Freund.“, sprach Hole, „Ich hab gehört, die Schleiereule hat dich gewählt. Ich bin hier, um dir beizubringen, wie man fliegt.“ Lex überlegte, ob er dem Mann trauen konnte, doch Joker schien ihm voll und ganz zu vertrauen, denn er zwinkerte. Widerwillig stimmte Lex zu. Zu dritt kletterten sie die Felswände der Berge hinauf. Das Licht der aufgehenden Sonne schien ihnen von hinten entgegen. Hole war für sein Alter unerwartet schnell. Geschickt suchte er nach kleinen Vorsprüngen, an denen er sich hochziehen und mit den Füßen abstützen konnte. Joker war nicht weniger schlecht. Er schien sowas öfter zu machen, denn er und der Alte waren um einiges flinker als Lex. Unsicher griff er nach einem Vorsprung und wollte sich gerade hochhieven, als der Stein plötzlich abbrach. Überrascht schrie Lex auf und rutschte ein ganzes Stück die Wand hinab, bevor er wieder festen Halt hatte. „Alles in Ordnung?“, rief Joker zu ihm runter. „Ja…alles klar.“, antwortete Lex und versuchte den Schmerz in seinen Unterarmen zu ignorieren. Kurz versicherte er sich, dass er sicher stand und tastete dann mit einer Hand an seinen rechten Unterarm. Warmes Blut rann aus einer Wunde und vorsichtig betrachtete er den anderen Arm. Der war glücklicherweise nur aufgeschürft. „Verdammt.“, fluchte er und kletterte langsam weiter.
„Halt dich zurück, Claire!“, zischte ich in die Dunkelheit hinein, als ich das hungrige Glitzern in ihren Augen sah. Sie sah zu mir, musterte mich mit einem kalten Blick und wandte sich wieder der Frau zu, die von uns umzingelt wurde. „Was wollt ihr?“, fragte diese und hielt ihre Handtasche fest umklammert. Dummes Menschlein, dachte ich und ein schiefes Lächeln umspielte meine Lippen, als könnte sie sich gegen uns wehren. „Ihr Geld interessiert uns nicht.“, meinte einer der anderen. Gelassen und mit verschränkten Armen stand er hinter dem Rücken der Frau. Seine kurzen rotbraunen Haare schimmerten bedrohlich im Mondlicht. „Nicht so förmlich, Damien.“, kicherte Claire, „Du kannst dieses Wesen ruhig duzen.“ Claire hatte sich neben der rechten Schulter der Frau platziert, Damien hinten, Talas zu ihrer Linken und ich vorn. Zu viert standen wir nun hier, auf einer dunklen Gasse. Alle hatten wir glühend rote Augen. Vielleicht wisst ihr jetzt, was wir sind. Richtig. Vampire! „Also Ray? Wer darf zuerst?“, fragte Claire und schüttelte ihre goldblonden Locken, die ihr dann sanft den Rücken hinunter hingen, bis etwa in die Mitte. „Ich bin ja für 'Ladies first'.“, fügte sie hinzu und fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Ich konnte ihre Lust zu töten förmlich spüren. „Macht das unter euch aus.“, murmelte ich nur und erwiderte den Blick des hilflosen Menschen vor mir. Sie sah mich flehend an. Sie wollte nicht sterben. Doch gegen diesen unglaublichen Durst konnte auch ich nichts tun, also wandte ich mich um und lief langsam bis zum Ende der Gasse. Hinter mir konnte ich nur noch den Schrei hören. Der letzte Schrei, der dieser Kehle entrann.
Ich hatte mich auf ein Dach nahe dem Stadtrand zurückgezogen. Die Dachziegel unter meinem Rücken waren hart und kalt, aber das störte mich nicht besonders. Gedankenverloren starrte ich in den Himmel. Was war nur los mit mir? Wieso tat mir diese Frau…leid? Dieses Gefühl empfand ich sonst nie. Ich hörte jemanden näherkommen. Leicht wand ich den Kopf zur Seite und erblickte die glänzenden Locken von Claire. „Was war denn das vorhin?“, fragte sie misstrauisch, „Bist du jetzt zur anderen Seite übergewechselt?“ Die andere Seite. Damit meinte sie die Vampire, die kein menschliches Blut tranken. „Sehe ich so aus?“, erwiderte ich und deutete auf meine Augen. Sie hatten noch immer den roten Glanz. Die 'vegetarischen' hatten schwarze Augen. „Nein, du siehst so aus wie immer.“, antwortete Damien, der hinter ihr aufgetaucht war. „Aber du verhältst dich anders.“, fügte Claire hinzu. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Ich hatte eben keinen Durst.“, meinte ich gelassen. „So kennen wir dich gar nicht.“, ertönte Talas‘ Stimme zu meiner anderen Seite. Genervt stand ich auf. „Ach, lasst mich doch in Ruhe.“, grummelte ich und sprang vom Dach. Meine Füße machten keinen Laut, als ich unten ankam. Ich steckte die Hände in die Hosentaschen und verließ die Stadt. Die anderen folgten mir nicht. Sie wussten, was sie erwartete, wenn sie sich gegen meinen Willen stellten. Außerdem war ich ihr Anführer. Keiner wagte es, mich zu verärgern. Und wenn doch, dann musste derjenige eben die Konsequenzen tragen. Meine Gruppe bestand aus sechs Vampiren. Mich eingeschlossen. Claire, Damien und Talas hattet ihr ja schon kennengelernt. Dann gab es noch Morcan und Lynn. Die beiden waren gerade dabei die Stadt auszukundschaften. Wir alle hatten außer den typischen Vampirfähigkeiten noch spezielle Kräfte. So war Talas beispielsweise viel stärker, als man es als Vampir ohnehin schon war. Damien war bei weitem schneller als normal. Lynn konnte Gedankenlesen, was sich manchmal als ziemlich praktisch erwies. Morcan hatte ab und zu Zukunftsvisionen, die er aber nicht bewusst aufrufen konnte. Sie kamen einfach zufällig. Claires Vampirsinne waren ziemlich ausgeprägt. Das stellte sich aber oft als ziemliches Problem heraus. Sie konnte sich in der Gegenwart von Menschen kaum beherrschen und beim geringsten Tropfen Blut rastete sie aus. Ich hatte einen ausgezeichneten Geruchssinn und mein Gehör war auch besser als das der anderen. Aber nicht jeder Vampir hatte solche speziellen Fähigkeiten. Manche waren auch einfach ganz 'normal'. Mein Weg führte mich einen Pfad entlang, der eine weite Wiese durchschnitt, wie eine lange Narbe. Er führte in einen großen Wald, der sich dunkel und bedrohlich vor mir ausbreitete. Bedrohlich wirkte er aber sicher nur auf Menschen. Für mich waren es einfach nur Bäume, die dicht beieinander standen. Tiefer und tiefer ging ich hinein, bis das Blätterdach über mir so dicht war, dass das Mondlicht nicht mehr hindurch schimmerte. Das störte mich jedoch nicht, denn durch meine natürlichen Sinne konnte ich auch im Dunkeln prima sehen. Irgendwann blieb ich dann stehen. Ich war wütend. Wütend auf mich selbst. Begann ich wirklich, mich zu verändern? Das durfte nicht passieren! Sollte ich wirklich zu einem von der anderen Seite werden, hatte ich meine Gruppe und den Rest der 'wahren' Vampire gegen mich. Knurrend stieß ich meine Faust gegen den Stamm einer großen Eiche, die durch die Wucht meines Schlags, eine riesige Delle in der Rinde hatte. Talas hätte sie wahrscheinlich mühelos umgelegt. Ein Regen aus Blättern und Eicheln rieselte auf mich hinab, doch ich war zu aufgebracht, um das wahrzunehmen. Aber warum dachte ich an sowas? Warum dachte ich ausgerechnet daran, dass ich mich veränderte? Claire hatte das behauptet. Aber was Claire sagte, war mir sonst immer völlig egal gewesen. Ich seufzte gequält und zog mir ein Blatt aus den strubbligen schwarzen Haaren. Ich sollte mir wirklich nicht solche Sorgen machen. Plötzlich hörte ich ein Knacken im Unterholz, etwa 20 Meter entfernt von mir. Ruckartig drehte ich den Kopf in die Richtung. „Wer ist da?“, fragte ich drohend.
die Tintenreihe, NightWorld, Warrior Cats, Harry Potter, Percy Jackson hab ich die ersten beiden gelesen und momentan les ich Bis(s) zum Morgengrauen..da bin ich aber fast fertig^^ danach wartet der 3. auf mich :D
Akron wurde in schlechte Zeiten hineingeboren. Die Beute war knapp und es konnte nur der überleben, der dafür stark genug war. Seine Schwester Sayona war leider nicht stark genug. Sie starb, noch bevor sie die Augen öffnete. Seit ihrem Tod hatte sich Akrons Mutter noch mehr um ihn gekümmert, damit wenigstens er überlebte. Als dann etwas mehr Beute gejagt werden konnte, konnte der junge Eishauch friedlich aufwachsen. Er trainierte hart, damit er sein Rudel vor allen Gefahren beschützen und reichlich Beute jagen konnte, damit alle Jungen sicher aufwachsen konnten. Er dachte oft an seine Schwester, auch, wenn er sich kaum an sie erinnern konnte. Die besondere Fähigkeit, die ein Eishauch kann, trainierte er besonders und schon bald war er einer der besten auf diesem Gebiet. Irgendwann kam eine erneute Hungerperiode. So sehr er auch versuchte, genug Beute für alle zu jagen, Akron schaffte es nicht. Ein Eishauch nach dem anderen wurde schwächer. Die Ältesten starben… Die Welpen starben… Akron hielt das nicht mehr aus und verließ das Rudel. Er machte sich Vorwürfe, dass er sie nicht retten konnte. Seitdem streift er nun ziellos umher…
Charakter: Chara: Akron ist eher der ruhige und zurückhaltende Typ. Jedenfalls, wenn Fremden gegenüber. Bei Freunden ist das zwar kaum anders, aber mit denen spricht er lieber und 'taut auf'. Er ist stark und mutig und, auch wenn man es ihm nicht anmerken mag, für seine Freunde würde er alles tun Fähigkeiten: kann wie Fledermäuse Schallwellen aussenden. Das hilft ihm vor allem bei der Jagd. Im Kampf kann er besonders stake ausschicken, die so einiges erbeben lassen Stärken: + jagen + ausgezeichneter Orientierungssinn + gute Ausdauer Schwächen: - zurückhaltend - seine stärkeren Schallwellen schwächen ihn sehr - warmes Sonnenlicht Mag: + Kälte + seine Ruhe + jagen Mag nicht: - Nervensägen - Wärme
Aussehen: Fellfarbe: eisblau Zeichnungen: rechte Schulter: Sichelmond, darunter zwei gebogene Streifen und einen Tropfen Augenfarbe: blau Ungefähre Größe/ Länge: - Beonderheiten: eine Art 'Flosse' an den Schultern, Schweifansatz, im Nacken und an den Beinen